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von Dr. Marc M. Batschkus

- Lesen Sie Teil 1

Implementierung des Archivs mit P5 Archive

Sobald sie das wer, was und wie ihres Archivprojekts wissen, können sie beginnen einen Blick auf die Details der Implementierung zu werfen.

Archiv Modi:
Es gibt drei Archiv Modi. Am häufigsten wird Manuelles Archivierenverwendet. Eine Person (üblicherweise der Administrator) entscheidet wann etwas archiviert wird und starten den Archiv Job.

Als Alternative dazu gibt es automatisches oder Watch Folder Archivieren. Ein Watch Folder wird mit einem Zeitplan kombiniert und die Daten werden dem entsprechend transferiert. Abhängig vom Workflow und der Nutzungslast kann dieser Zeitplan variieren von einmal monatlich bis zu mehrmals täglich.

Beide Modi können mit einem Filterkombiniert werden. Der Filter entspricht einer Regel. Dort werden Kriterien festgelegt nach denen Dateien entweder ein- oder ausgeschlossen werden im Archiv-Job (beispielsweise temp Dateien, komprimierte Dateien, Render-Dateien etc.).

P5 Archive bietet zahlreiche Optionen, um ein Archiv spezifischen Anforderungen entsprechend zu konfigurieren. Es gibt Optionen für Zugriffsberechtigungen, Darstellung, Archiv-Unterteilung, Speicher und etliches mehr.

Einige Features dienen der Konfiguration von Archivspeicher. Festplatten, LTO-Tape und Cloud-Speicher können für das Archiv verwendet werden. Der Storage Pool ist die Organisationseinheit für die tatsächlichen Speicher-Volumes, die ihrerseits Mitglieder eines Pools sind. Die Illustration weiter unten zeigt, wo welche Features zu finden sind.

Überlegungen für die Konfiguration

Mehrere Mechanismen ermöglichen die Unterteilung der Zugriffsrechte für Nutzer und Gruppen:

  • Login Areas/Anmeldebereiche ermöglichen unterschiedlichen Gruppen unterschiedliche Einstiegspunkte in den Archivindex, so dass sie nur ihre jeweiligen Dateien sehen.
  • Login Mehrere Archiv Indexe ermöglichen separierten Zugriff, Suche und Ansicht im jeweils eigenen Index ohne andere Indexe sehen zu können. Ein Nachteil dabei kann sein, dass mehrere Indexe durchsucht werden müssen, wenn der Ablageort einer Datei nicht bekannt ist.
  • Login Mehrere Medien-Poolsermöglichen die physikalische Trennung von Archiven z.B. nach Abteilungen.

Ein Archiv-Plan wird für jedes unterschiedliche Archiv benötigt, da dort der Index und benutzte Speicher-Pool zugeordnet werden.

Für jede neue Archiv Datenbankmuss mindestens eine korrespondierende Login Area/Anmeldebereich festgelegt werden (Erweiteret Optionen: Zugriff auf Indizes -> Neu).

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Der Speicher Manager hilft bei der Einstellung von Speicherparametern und ermöglicht das erstellen möglichst hilfreicher Ansichten der unterschiedlichen Speicher-Kategorien.

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Der Archiv-Plan

DerArchiv-Plan ist das Hauptinstrument zur Konfiguration ihres Archivs. Er verbindet den Speicher Pool, den Archiv Index und Filter (falls verwendet). Hier werden auch die Nutzergruppen spezifiziert, die Zugriff haben sollen. Es gibt Optionen für die Volume Nutzung, den Dateiscan, Verifizierung und Löschen nach der Archivierung. Die wichtigen Features für Vorschauerzeugung und Metadatenimport sind ebenfalls Teil des Archiv Plans.

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Das Archiv in Farbe

P5 Archive bietet den Vorteil Medienvorschauen und Proxies konfigurieren zu können. Je nach Blickwinkel und Verwendung des Archivs kann das als unnötig oder absolut essentiell erscheinen. Archive von Finanz-, Geschäfts- oder Forschungsdaten benötigen möglicherweise keinerlei Form einer Voransicht. Im Gegensatz dazu kann das in der Medien-, Video-, Film- und Fernsehproduktion der entscheidende Schlüssel zum Archiv sein, weil so Material gesichtet werden kann.

Jedenfalls ist die Entscheidung dazu zu Begin der Konfiguration zu treffen. Sie beeinflusst ganz wesentlich auch die spätere Größe des Archiv-Index.

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Festplatten- und Tape-Skalierung und Preis

LTO Tape hat als Archiv-Speicher den Vorteil sehr einfach zu skalieren durch Hinzufügen von weiteren Tapes. Zudem gibt es erweiterbare Tape-Libraries, die das Skalieren ebenfalls vereinfachen. Geschwindigkeitssteigerungen und gleichzeitig laufende Jobs können durch zusätzliche Laufwerke erreicht werden. P5 bietet Laufwerksparallelisierung, die den Durchsatz praktisch multipliziert. Im Gegensatz dazu ist die Erweiterung von Festplatten-RAID-Speicher aufwändiger und teurer, weil dieser eingebaut und angebunden werden muss. Beim Erreichen von bestimmten Grenzen muss dabei die Infrastruktur ebenfalls erweitert werden, was wiederum beträchtlichen Aufwand und Kosten bedeutet.
Eine vereinfachte Grafik zeigt den Vergleich von Kosten und Kapazität für Disk und Tape Speicher:

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Auf lange Sicht amortisiert sich die Anfangsinvestition in eine Tape Library und Software, sie spart über die Zeit mehr Geld als sie kostet. Archivieren (=Migrieren) vom teuren Produktionsspeicher auf günstiges Tape zahlt sich also aus, wie deutlich erkennbar ist. Umso mehr die Speicherkapazität wächst, umso grösser ist das Einsparungspotential von Tape.

Als zusätzlicher Vorteil kann Tape einfach ausgelagert werden, um maximale Sicherheit zu erreichen. P5 bietet dazu das Klonen von Tapes an, um zwei identischen Tape-Sätze zu erzeugen. Die systembedingte Trennung von Tape und Netzwerk, auch Air Gap genannt, bietet maximale Sicherheit gegen Ransomware und Cyberangriffe und ist damit eine weiterer Vorteil von Tape.


Spezifische Szenarien:

Ingest Archiv

Dieser spezielle Archivtyp ist besonders hilfreich in der Medienproduktion (auch in der Forschung, wenn extrem große Datenmengen in einer kurzen Zeit erzeugt werden). Wenn Video mit 4K, 6K oder 8K Auflösungen aufgenommen wird, dann kann die dabei entstehende Datenmenge den verfügbaren Produktionsspeicher übertreffen. Den Produktionsspeicher ständig zu erweitern macht wenig Sinn – sowohl finanziell auch aus der Workflowperspektive. Die Originaldateien werden für den Schnitt nicht benötigt, da dieser meist mit auflösungsreduzierten Proxy Dateien stattfindet. Daher spart das Archivieren gleich zu Begin des Workflows Investition in Produktionsspeicher und ist eine besonders sinnvolle Anwendung für LTO-Tape.

Integrationen

Es gibt gute Gründe Integrationen mit P5 Archive zu erstellen. Andere Soft- und Hardwarehersteller wollen den Aufwand vermeiden eine eigene Archivsoftware zu entwickeln. Zu komplex sind die Mechanismen und Features und zu komplex ist die Landschaft der Speichertechnologien und Produkte und deren Kompatibilität. Daraus resultiert eine ständig wachsende Zahl von Drittherstellern, die Integrationen mit P5 Archive anbieten. Im Falle von MAM (Media Asset Management) Systemen wird sowohl der Archivierungs- als auch der Wiederherstellungsvorgang innerhalb des MAM-Interfaces ausgelöst.
In diesem Fall fungiert P5 Archive im Hintergrund als Speicher-Backend.

Beispiele für MAM-Systeme mit P5 Integration sind:
CatDV, CANTEMO Portal, FocalPoint Server, eMAM, MediaLoopster und axle video.

P5 wird mit machen Speichersystemen vorinstalliert ausgeliefert wie bei Dynamic Drive Pool – DDP, ScaleLogic, Bright Technologies.

Temporäres Archiv

Es gibt Einsatzszenarien in den Daten nur für einen bestimmten Zeitraum archiviert und vorgehalten werden müssen. Das kann beispielsweise der Fall sein bei gesetzlichen Regelungen, begrenzter Projektdauer oder bei Anforderungen eines Kunden. Bei der Medienproduktion ist der Serviceanbieter oft nur für die Dauer der Bearbeitung für die Dateien verantwortlich. Für alle diese Fälle bietet P5 Archive eine einstellbare Vorhaltezeit an für die Volumes in einem Speicher-Pool. Wenn diese Zeit überschritten wird, werden die betreffenden Volumes wieder verwendet und überschrieben sobald sie benötigt werden. Alternativ können alle Volumes manuell gelabled (formatiert) werden, um alle auf ihnen befindlichen Daten zu löschen.

Abteilungsarchiv

Auch in großen Firmen gibt es immer wieder den Bedarf für ein Abteilungsarchiv. Das kann an den Anforderungen einer Abteilung, eines Projektes oder auch an der Art oder Größe der Dateien liegen, die das Firmenarchiv nicht aufnehmen kann oder soll. P5 Archive ist die ideale Software für diese Fälle, da sie bereits in kleiner Skalierung eingesetzt werden kann und kein formelles Training benötigt.

Online- und Cloud-Archiv

Falls die Zusammenarbeit und der Zugriff von mehreren Standorten aus benötigt wird, dann kann P5 Archive vollständig in der Cloud installiert und genutzt werden. Amazons EC2 Service bietet dabei große Flexibilität und beliebige Skalierbarkeit. Archiware P5 ist im AWS Marketplace erhältlich. Ein zusätzlicher Vorteil dabei ist, dass P5 Archive mit jedem anderen Cloud-Speicher Anbieter von dieser EC2 Instanz aus verbunden werden kann, was größtmögliche Flexibilität bedeutet.

Besondere Erwägungen und Szenarien

Um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, kann es nötig sein Geschäfts- oder Finanzdaten in einer Form zu sichern, die nicht veränderbar ist. Wenn LTO-Hardware bereits im Einsatz ist, dann kann das durch einfache Verwendung von LTO-WORM Tapes erreicht werden. Diese zertifizierten Medien sind technisch so ausgelegt, dass sie nur einmal beschrieben werden können. Dabei können Daten beliebig oft gelesen, nicht jedoch verändert werden. Da die Größe von Finanz- oder Wirtschaftsdaten oft beträchtlich kleiner ist als die von Video- oder Mediendaten, ist es möglich durch Hinzufügen von einzelnen WORM-Tapes diese spezielle Anforderung in einem Medienarchiv abzudecken.

LTFS für universelle Kompatibilität

In vielen Workflows müssen größere Datenmengen zu Partnern oder Kunden transportiert werden. Dafür ist LTO-Tape besser geeignet als Festplatten. Das LTFS Format ist eine gute Lösung für dieses Transportszenario, da verschieden Anbieter (auch kostenlose) Treiber und Software anbieten, um diese Tapes zu lesen und zu schreiben. P5 Archive kann (auch fremde) LTFS Tapes lesen und schreiben. Ab Version 6.1 kann auch das Archiv vollständig im LTFS Format angelegt werden als Alternative zum nativen P5 Format. Zusätzlich können bereits vorhandene LTFS-Tapes katalogisiert und mit P5 Archive verwaltet werden.

Für kleiner Datenmengen mag RDX von Overland-Tandberg eine flexible und kostengünstige Lösung sein, dessen Doch an jeden Mac oder PC angeschlossen werden kann.

Migration

Jede Technologien hat eine gewisse Lebensdauer in der sie besonders nützlich ist und intensiv eingesetzt wird. Festplatten müssen öfter ersetzt und migriert werden als Tape Storage. Jedes Tape Archiv, das mit der aktuellen Version von LTO (derzeit LTO-8) startet, kann in der Regel für 5-10 Jahre damit betrieben werden. Die nachfolgende Generation, LTO-9, ist in der Lage die bereits geschriebenen LTO-8 Tapes zu lesen (und zu schreiben). Zusätzlich bieten manche Hersteller eine Nachkaufgarantie an, um möglichst lange bestehende Installationen zu unterstützen. Es ist sinnvoll und vorausschauend einen Migrationsplan zu erstellen und diesen im Kalender zu verankern auch wenn die nötigen Schritte erst in mehreren Jahren erfolgen.

Nutzen sie weitere Informationen zum Video-Archiv auf unserer Webseite.
Falls sie Fragen haben zur Planung und Einrichtung ihres Archivs kontaktieren sie ihren lokalen Archiware-Händler oder unser Support Team.


Digitales Archiv und Archivierung – der Blick auf Ganze (Teil 2)
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